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Podiumsdiskussion „Kinderbetreuung in Magdeburg“
Infos
- Dienstag, 03.11.2009 – ab 17.30 Uhr
- Maritim Hotel Magdeburg
Einerseits nimmt Magdeburg mit seinem Netz an über 120 KiTas einen bundesweiten Spitzenplatz ein. Andererseits haben die Krippen und Kindergärten der Stadt lange Wartelisten, werden Anträge junger Eltern immer öfter abgewiesen. Wie steht es also tatsächlich um die Kinderbetreuung in der Landeshauptstadt? Entsprechen die vorgehaltenen Plätze dem Bedarf und reichen die Betreuungszeiten aus? Welche Wege zur KiTa sind zumutbar und wie steht es um die Ausbildung der Erzieherinnen?
Öffentlich diskutiert wurden diese Fragen auf Einladung des Presseclubs Magdeburg am Dienstag, den 3. November 2009 im Maritim Hotel. „Kinderbetreuung in Magdeburg – bald auf Westniveau?“ lautete der provokante Titel des Abends. Dazu bat die Moderatorin Sandra Y. Stieger, Vorstandsmitglied im Presseclub, fünf Gäste auf das Podium: Jugendamtsleiter Dr. Detlev Klaus, Dr. Frauke Mingerzahn, Dozentin im Studiengang „Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter – Leitung von Kindertageseinrichtungen“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal, die Studentin und junge Mutter Judith Kuhnert, den Ersten Vorsitzenden der Elterninitiative „Kinderkasten“ Frank Bonse sowie die Tagesmutter Kerstin Schlenker.
Jugendamtsleiter Klaus bescheinigt Magdeburg grundsätzlich eine positive Entwicklung und verweist auf die Einschätzung Dritter: „Viele Kollegen beneiden uns um das hohe Niveau der Kinderbetreuung. Wir können jedem Kind, deren Eltern es wünschen, einen KiTa-Platz anbieten.“ Das ist auch bei Judith Kuhnert der Fall, doch sie beklagt die langen Wege. Die junge Frau aus Stadtfeld bekam für ihre Tochter nur einen Platz in der KiTa „Krabbelnest“ in Neustadt. Bis sie über diesen Umweg den FH-Campus im Herrenkrug erreicht, wo sie studiert, vergehen locker neunzig Minuten. Das sei eine tägliche Herausforderung und koste sie wichtige Zeit, die sie viel lieber sinnvoll mit ihrer Tochter verbringen würde.
Frau Dr. Mingerzahn weiß um diese Problematik und regt deshalb eine Hochschul-KiTa sowie verbesserte Tagesmütter-Strukturen an. Ihr wichtigstes Anliegen ist jedoch die Ausbildung zukünftiger ErzieherInnen und KiTa-LeiterInnen. Große Sorgen bereitet ihr, dass in den nächsten Jahren ein Großteil des pädagogischen Personals in den Ruhestand gehen werde und die dadurch entstehende Lücke auch durch den Geburtenrückgang nicht abgefangen werden könne. „Denn gleichzeitig“, so Mingerzahn, „wird in den Altbundesländern der Ausbau von Kindertagesstätten vorangetrieben, und es gibt es schon jetzt Bestrebungen qualifiziertes Personal abzuwerben, weil der Bedarf auch dort durch die Ausbildung nicht gedeckt werden kann.“ Für 1.100 Leitungspersonen in Kindertagesstätten stünden in ihrem Studiengang „Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter – Leitung von Kindertageseinrichtungen“ aber lediglich dreißig Plätze zur Verfügung. Deshalb müsse die akademische Ausbildung quantitativ und qualitativ dringend ausgeweitet werden.
Frau Schlenker, Tagesmutter mit derzeit drei betreuten Kindern, möchte gern expandieren, scheitert aber an den Auflagen des Bauordnungsamtes, das zwei Feuerschutztüren verlangt. Wie denn die Vergabepraxis im „Kinderkasten“ sei, so die Frage der Moderatorin an Herrn Bonse. Vor allem würden bevorzugt Geschwisterkinder aufgenommen, um den Eltern doppelte Wege zu sparen. Neun von zwölf Plätzen seien für 2010 auf diese Weise schon belegt, bedauert er.
Eine Unternehmerin aus dem Publikum sorgt sich um die Flexibilität ihrer 60 Angestellten und fragt: „Warum funktionieren die Betreuungszeiten bei einigen Trägern, bei anderen dagegen nicht? “ Der Jugendamtsleiter kennt diese Problematik, muss aber auf die Gestaltungshoheit der freien Träger verweisen und erläutert die Möglichkeit, mit Hilfe eines großzügigen Bundesförderprogramms einen Betriebskindergarten zu errichten. Zum Schluss kann er noch eine gute Nachricht vermelden: Ab Januar 2010 gibt es einen neuen KiTa-Träger mit zwei weiteren Einrichtungen. Vielleicht entspannt sich die Situation dann ein Stück weit. Und der jungen Studentin hilft auf der Suche nach einem näheren KiTa-Platz ja vielleicht der Platzvermittlungsservice des Jugendamts. Zu wünschen wäre es ihr.
Während der Veranstaltung im Maritim Hotel war der Weg zur Betreuung ihrer Tochter jedenfalls sehr kurz, denn gleich nebenan kümmerten sich Studenten vom FH-Projekt „KinderZimmer“ kostenlos um die Kinder der Gäste. Das Thema bleibt spannend, für Eltern, die freien Träger und auch die Stadtverwaltung. Deshalb kündigte Sandra Stieger schon mal die baldige Fortsetzung der Presseclub-Diskussion an. (Dennis Hippler)
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